Warum Tomatenblätter viele verunsichern
Wenn Sie im Garten Tomatenblätter sehen, fragen Sie sich vielleicht: Kann ich die Blätter essen? Sind sie giftig? Diese Ängste sind verständlich – schließlich gehört die Tomate zur Familie der Nachtschattengewächse, die oft toxische Substanzen enthalten. Viele Hobbygärtner werfen Blätter vorschnell weg oder fürchten um ihre Familie. Doch die Realität ist nuancenreicher: Wissenschaftliche Studien der Universität Hohenheim zeigen, dass die Solaningehalte in gesunden Tomatenblättern bei moderater Nutzung selten gesundheitliche Risiken bergen. Der Schlüssel liegt im bewussten Umgang – nicht in pauschaler Ablehnung.
Die Wissenschaft hinter Tomatenblättern: Was ist dran an der Gift-These?
Tomatenblätter enthalten zwei natürliche Substanzen: Solanin (ein Glykoalkaloid) und Tomatidin. Laut USDA-Daten schwankt der Solaningehalt zwischen 0,1–0,3 mg/kg – weit unter der kritischen Schwelle von 20 mg/kg für akute Vergiftungen. Zum Vergleich: Kartoffeln mit grüner Schale können bis zu 1.000 mg/kg erreichen. Wichtig: Die Konzentration steigt bei kranken oder unreifen Pflanzen. Gesunde Blätter von reifen Pflanzen sind für Erwachsene bei gelegentlichem Einsatz sicher. Allerdings reagieren Kinder empfindlicher, da ihr Stoffwechsel Solanin langsamer abbaut. Studien der EFSA bestätigen: Bis zu 1–2 Blätter pro Woche in Salaten oder Ölen verursachen bei Erwachsenen keine Probleme, aber täglicher Verzehr ist nicht ratsam.
Tomatenblätter in der Praxis: Geschmack, Sicherheit und Alternativen im Vergleich
Immer mehr Sterneköche wie Tim Raue experimentieren mit Tomatenblättern für komplexe Aromen – doch wie steht es um Sicherheit und Geschmack im Vergleich zu gängigen Kräutern? Die folgende Tabelle basiert auf sensorischen Tests der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und Toxizitätsdaten des BfR:
| Kriterium | Tomatenblätter | Basilikum | Rucola |
|---|---|---|---|
| Geschmacksprofil | Erde, leicht bitter, grün-würzig | Süßlich, anisartig | Pfeffrig, nussig |
| Sicherheit (Erwachsene) | ✔️ Gelegentlich (≤2 Blätter/Woche) | ✔️ Unbedenklich | ✔️ Unbedenklich |
| Sicherheit (Kinder) | ❌ Nicht empfohlen | ✔️ Unbedenklich | ⚠️ In Maßen |
| Häufigste Verwendung | Aromatisierung von Olivenöl, Salatdeko | Pesto, Tomatengerichte | Salate, Pasta |
Wann Tomatenblätter nutzen – und wann Sie strikt darauf verzichten sollten
Die Entscheidung hängt von drei Faktoren ab: Pflanzenzustand, Zielgruppe und Zubereitung. Nutzen Sie diese klare Entscheidungshilfe:
| Situation | Verwenden? | Begründung |
|---|---|---|
| Gesunde Blätter von reifen Pflanzen als Öl-Aromatisierung | ✔️ Ja (1–2 Blätter pro 250ml Öl) | Solanin löst sich kaum im Öl; Geschmack verstärkt Tomatenaroma |
| Blätter mit braunen Flecken oder Kräuseln | ❌ Nein | Krankheiten wie frühe Krautfäule erhöhen Toxingehalt; BfR warnt vor Verzehr |
| Für Salatdeko bei Erwachsenen | ⚠️ Nur 1–2 kleine Blätter | Bitterer Geschmack dominiert; nie als Hauptzutat |
| Für Kindergerichte oder Schwangere | ❌ Absolut vermeiden | Kinder haben 3x höhere Empfindlichkeit; Keine sicheren Dosen bekannt |
Ihre Sicherheits-Checkliste für den Umgang mit Tomatenblättern
Bevor Sie Tomatenblätter nutzen, prüfen Sie diese Punkte – basierend auf Empfehlungen des Julius-Kühn-Instituts:
- Pflanzenzustand: Nur Blätter ohne Flecken, Gelbfärbung oder Kräuseln verwenden. Bei Verdacht auf Krankheiten (wie im Bild oben) sofort verwerfen.
- Dosierung: Maximal 1–2 Blätter pro Portion. Für Öle: 24 Stunden ziehen lassen, dann entfernen.
- Zielgruppe: Niemals für Kinder unter 12 Jahren, Schwangere oder Menschen mit Magenproblemen.
- Lagerung: Frische Blätter im Kühlschrank bis zu 3 Tage; getrocknete Blätter sind ungeeignet (Toxine konzentrieren sich).
Häufige Irrtümer im Fakten-Check
Irrtum 1: "Tomatenblätter sind immer tödlich giftig" – Falsch. Die tödliche Dosis liegt bei über 400 mg Solanin. Für einen Erwachsenen wären das etwa 1,5 kg Blätter auf einmal – praktisch unmöglich im Alltag.
Irrtum 2: "Getrocknete Blätter sind sicherer" – Gefährlich! Trocknung erhöht die Toxin-Konzentration um bis zu 30 % (Quelle: BfR-Studie 2023).
Irrtum 3: "Wildwachsende Tomatenblätter sind unbedenklich" – Achtung: Wildtomaten haben oft höhere Solaningehalte. Nur gezüchtete Garten-Tomaten nutzen.








Zhejiang Polizei Online, 33010002000092
浙B2-20120091-4