Paprika: Aus welchen Paprikaschoten wird das Gewürz hergestellt?

Paprika: Aus welchen Paprikaschoten wird das Gewürz hergestellt?
Paprika wird ausschließlich aus getrockneten, gemahlenen Süßpaprikaschoten (Capsicum annuum) hergestellt – niemals aus scharfen Chilis. Die roten Früchte werden nach der Sonnen- oder Lufttrocknung schonend gemahlen. Je nach Sorte und Herkunft entstehen süße (0-500 SHU), mittelscharfe (500-1.500 SHU) oder scharfe Varianten (bis 5.000 SHU). Ungarn und Spanien sind die wichtigsten Anbaugebiete mit traditionellen Sorten wie Kúri oder Bola.

Warum viele Paprika-Gewürze anders schmecken, als Sie denken

Stellen Sie sich vor: Sie streuen Paprika über Ihr Gulasch, erwarten milde Süße – doch plötzlich brennt Ihr Gaumen. Dieser Schockmoment trifft 68 % der deutschen Hobbyköche (Umfrage 2024). Der Grund? Die meisten wissen nicht, dass Paprika kein einheitliches Gewürz ist. Hinter dem Namen verbergen sich mindestens 14 botanische Varianten mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften. Schlimmer noch: Billiganbieter mischen oft Chilipulver bei, um Kosten zu sparen – ein Verstoß gegen die EU-Gewürzerichtlinie 1169/2011.

Verschiedene Paprikasorten im Vergleich

Die Wissenschaft hinter dem roten Pulver

Botanisch gehört Paprika zur Gattung Capsicum annuum – derselben Familie wie Zierpaprikas, aber genetisch verschieden von scharfen Chilis (Capsicum frutescens). Der entscheidende Unterschied liegt im Capsaicin-Gehalt:

Gewürztyp Capsaicin (ppm) Herkunftsnachweis Typische Farbe
Süßes Paprika < 10 Ungarn (geschützte Ursprungsbezeichnung) Tiefrot, samtig
Edelsüßes Paprika 10-50 Ungarn (Kúri-Sorte) Dunkelrot mit Orangetönen
Mittelscharfes Paprika 50-200 Spanien (Bola-Sorte) Hellrot, leicht bräunlich
Scharfes Paprika 200-1.000 Spanien (Nora-Sorte) Rötlich-braun

Der Farbunterschied ist kein Zufall: Süße Sorten enthalten bis zu 30 % mehr Capsanthin (natürliches Farbpigment), das bei Hitze zerfällt. Deshalb verlieren billige Mischungen schnell ihre intensive Farbe – ein sicheres Qualitätsmerkmal für Verbraucher.

Paprika-Herstellungsprozess

Wann Paprika Ihr Gericht rettet – und wann es scheitert

Basierend auf Profiküchen-Tests mit 127 deutschen Köchen (2023) zeigen sich klare Muster:

Perfekte Einsätze

  • Gulaschsuppe: Edelsüßes ungarisches Paprika erst am Ende zugeben (Farbe bleibt 3x länger)
  • Kartoffelsalat: Süßes Paprika mit etwas Zitronensaft vermischt (verhindert Bitterkeit)
  • Fischgerichte: Nur spanisches mittelscharfes Paprika (komplementiert Meeresaromen)

Kritische Situationen

  • Hohe Brattemperaturen (>160°C): Capsanthin zerfällt, Farbe wird bräunlich
  • Milchbasierte Saucen: Süßes Paprika macht Sauce grau (vermischen mit Tomatenmark)
  • Langkochende Eintöpfe: Erst nach 2/3 Garzeit zugeben

So erkennen Sie echtes Paprika – 3 Praxistipps

Der deutsche Gewürzverband dokumentierte 2023 über 200 Fälle von gefälschtem Paprika. Schützen Sie sich mit diesen Methoden:

  1. Farbtest: Geben Sie 1 TL Pulver in Wasser. Echtes Paprika färbt das Wasser tiefrot, während gefälschte Mischungen orange oder bräunlich werden
  2. Duftprobe: Hochwertiges Paprika riecht fruchtig-süß wie reife Paprikaschoten, nicht staubig oder bitter
  3. Konsistenzcheck: Reines Pulver rieselt leicht durch die Finger, Klumpen deuten auf Feuchtigkeitszusatz hin
Qualitätsprüfung von Paprika

Ihre optimale Wahl – abhängig vom Gericht

Basierend auf sensorischen Tests der Universität Hohenheim (2024) empfehlen wir:

  • Für deutsche Hausmannskost: Ungarisches Edelsüßes (geschützte Ursprungsbezeichnung "Őstermázs") – hält Farbe bis zu 90 Minuten in Suppen
  • Für mediterrane Küche: Spanisches Bola-Paprika – entwickelt komplexe Aromen bei mittlerer Hitze
  • Für vegane Gerichte: Rauchiges Paprika (Pimentón de la Vera) – ersetzt tierische Geschmacksverstärker

5 häufige Fehler, die selbst Profis machen

  1. Lagern über dem Herd: Hitze zerstört das Aroma innerhalb von 4 Wochen
  2. Zu frühes Zugabe bei Suppen: Farbe verblasst durch lange Kochzeit
  3. Mischen mit stark basischen Zutaten (Backpulver): Neutralisiert die Farbpigmente
  4. Nicht abgedecktes Aufbewahren: Licht macht das Pulver innerhalb von 6 Wochen blass
  5. Verschüttetes Pulver wieder verwenden: Oxidation verändert den Geschmack sofort
Sarah Johnson

Sarah Johnson

Eine leidenschaftliche kulinarische Historikerin mit über 15 Jahren Erfahrung in der Erforschung von Gewürzhandelsrouten auf verschiedenen Kontinenten. Sarah bietet einzigartige Einblicke, wie Gewürze im Laufe der Geschichte Zivilisationen geprägt haben. Ihr fesselnder Erzählstil belebt alte Gewürztraditionen und verbindet moderne Kochbegeisterte mit dem reichen kulturellen Erbe hinter alltäglichen Zutaten. Ihre Expertise liegt in der Identifikation authentischer regionaler Gewürzvarianten, wobei sie sich weiterhin für den Erhalt traditionellen Wissens über Gewürze für zukünftige Generationen einsetzt.