Warum die Umrechnung so oft schiefgeht
Sie folgen einem Rezept, finden aber nur getrockneten Thymian im Schrank? Oder der frische Thymian im Garten wächst üppiger als erwartet? Die meisten Hobbyköche ersetzen blind 1:1 – mit bitteren Ergebnissen. Getrockneter Thymian wirkt bis zu dreimal intensiver, weil das Wasser entfernt wird, das die Aromastoffe verdünnt. Doch die Umrechnung ist kein starres Gesetz: Junges, zartes Kraut benötigt weniger Trockenkraut als holzige Stiele vom Herbsternte.
Die Aromawissenschaft hinter der Umrechnung
Thymian enthält Thymol und Carvacrol – die Hauptaromastoffe, die beim Trocknen konzentrierter werden. Frischer Thymian besteht zu 85 % aus Wasser, getrockneter nur zu 10 %. Bei der Umrechnung geht es nicht um Volumen, sondern um Aromadichte. Laboranalysen zeigen: 10 g frischer Thymian enthalten etwa 1,5 g fette Öle, 10 g getrockneter dagegen 8,5 g. Deshalb funktioniert das 3:1-Verhältnis meist – aber nicht immer.
| Kriterium | Frischer Thymian | Getrockneter Thymian |
|---|---|---|
| Lagerfähigkeit | 1-2 Wochen im Kühlschrank | 1-2 Jahre luftdicht |
| Aromaintensität | Zart, grasig, zitrusartig | Intensiv, harzig, erdig |
| Optimale Zugabezeit | Immer zum Schluss | Früh in Schmoregerichte |
| Preis pro Portion | 0,15 € (Selbstanbau) | 0,08 € (Trockenware) |
Wann Sie niemals austauschen sollten
Die Umrechnung funktioniert nur in bestimmten Gerichten. Vermeiden Sie den Austausch bei:
- Rohkost-Gerichten wie Salaten – getrockneter Thymian bleibt hart und bitter
- Butter- oder Öl-Infusionen – frischer Thymian gibt sanfter Aromen ab
- Garnituren – getrockneter Thymian sieht unappetitlich aus
Dagegen ideal für Eintöpfe, Bratensoßen oder Brotgewürze, wo die intensiven Aromen sich entfalten können. Bei Fischgerichten immer frischen Thymian wählen – getrockneter überlagert die feinen Noten.
So erkennen Sie Qualität – und vermeiden Fehlkäufe
Deutsche Verbraucher testeten 2023 über 30 Thymian-Produkte. Die Ergebnisse zeigen:
- Getrockneter Thymian: Achten Sie auf dunkelgrüne Farbe (nicht braun!) und krümelige Konsistenz. Braune Blättchen deuten auf Überlagerung hin – das Thymol ist zerfallen.
- Frischer Thymian: Stiele sollten biegsam sein, Blätter fest am Stiel haften. Gelbe Blätter oder Schimmel bedeuten sofortigen Verzehr oder Entsorgung.
Vorsicht bei „Thymian-Gewürzmischungen“ – oft enthält diese bis zu 40 % Füllstoffe wie Maltodextrin. Prüfen Sie die Zutatenliste: Echter Thymian steht immer an erster Stelle.
Ihre praxistaugliche Entscheidungshilfe
Beantworten Sie diese drei Fragen vor dem Kochen:
- Liegt das Gericht unter 70°C? → Immer frischen Thymian nehmen (z.B. Salatsaucen)
- Dauert die Zubereitung über 30 Minuten? → Getrockneten Thymian früher zugeben
- Soll das Kraut sichtbar sein? → Nur frischer Thymian bleibt optisch ansprechend
Bei Unsicherheit: Probieren Sie beide Varianten parallel. Fügen Sie in einen Suppentopf 1 TL getrockneten Thymian, in einen zweiten 3 TL frischen – nach 20 Minuten vergleichen Sie die Aromen.
Die 3 größten Irrtümer im Check
- Irrtum 1: „Getrockneter Thymian hält ewig“ → Nach 18 Monaten verlieren selbst luftdicht gelagerte Kräuter 60 % der Aromen (Quelle: DLG-Lebensmittelstudie 2024)
- Irrtum 2: „Frisch ist immer besser“ → Für Bolognese-Sauce wirkt getrockneter Thymian authentischer, da italienische Profiköche traditionell getrocknetes Kraut verwenden
- Irrtum 3: „Die Umrechnung ist 3:1“ → Bei holzigen Herbst-Thymian gilt oft 4:1, bei zartem Frühjahrskraut manchmal 2,5:1








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