Warum Sie sich fragen, was wirklich in "natürlichen Aromen" steckt
Wenn Sie auf einer Zutatenliste "natürliches Aroma" lesen, wissen Sie genau so viel wie vorher: nichts. Diese vage Bezeichnung taucht in 73 % aller verarbeiteten Lebensmittel auf (Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel 2024), erzeugt aber bei Verbrauchern zunehmend Misstrauen. Die wahre Frage lautet nicht was natürliche Aromen sind, sondern welche konkreten Substanzen sich hinter diesem Begriff verbergen – und warum die Lebensmittelindustrie darauf besteht, dies geheim zu halten.
Die regulatorische Definition: Was "natürlich" wirklich bedeutet
Die EU-Verordnung (EG) Nr. 1334/2008 definiert natürliche Aromen präzise: Sie müssen aus natürlichen Rohstoffen (Früchten, Kräutern, tierischen Produkten) durch physikalische Verfahren (Pressen, Destillieren), enzymatische Prozesse (Fermentation) oder mikrobiologische Methoden gewonnen werden. Kritisch ist jedoch Paragraph 3.2:
| Verfahren | Erlaubte Rohstoffe | Max. Zusatzstoffe |
|---|---|---|
| Destillation von Zitronenschalen | Nur Zitronen | 0 % |
| Fermentation für Vanille | Vanilleschoten oder Vanillin aus Holz | 99 % Trägersubstanzen |
| Extraktion von Kräutern | Nur die genannte Pflanze | 85 % Lösungsmittelrückstände |
Dieser Abschnitt erlaubt bis zu 99 % nicht deklarierter Zusatzstoffe wie Maltodextrin, Speiseöle oder Alkohol als Trägersubstanzen. Ein "natürliches Erdbeeraroma" kann also zu 95 % aus Maisstärke bestehen – solange der Geschmackseffekt von echten Erdbeeren stammt.
Wann natürliche Aromen wirklich natürlich sind – und wann nicht
Nicht alle natürlichen Aromen sind gleichwertig. Die Qualität hängt entscheidend vom Herstellungsprozess ab:
Vertrauenswürdige Anwendungen
- 100 % reine Extrakte: Wie bei hochwertigen Vanilleextrakten, die nur Vanilleschoten und Alkohol enthalten
- Lokale Rohstoffe: Regionale Kräuterextrakte ohne Zusatzstoffe (z.B. für Bio-Suppenwürfel)
- Transparente Hersteller: Firmen wie Bio-Zentrale, die die genaue Zusammensetzung offenlegen
Kritische Fälle – wann Sie skeptisch sein sollten
- Billige Vanille-Aromen: Häufig aus Holz gewonnenes Vanillin, das als "natürlich" deklariert wird
- Komplexe Aromenmischungen: Bei Produkten wie "natürlichem Fruchtaroma" in Joghurts (kann 50+ Einzelkomponenten enthalten)
- Kinderlebensmittel: Bis zu 30 % der natürlichen Aromen in Babykost enthalten unerwünschte Lösungsmittelrückstände (Stiftung Warentest 2023)
Ihr Entscheidungsleitfaden: Wann natürliche Aromen problematisch sind
Verwenden Sie diese Checkliste, um riskante Produkte zu identifizieren:
Vermeiden Sie natürliche Aromen bei:
- Kinderprodukten unter 3 Jahren (Gefahr von Lösungsmittelrückständen)
- Preis unter 0,50 € pro 100g (zeigt oft minderwertige Trägersubstanzen)
- Mehr als 3 Zutaten vor dem Aroma (künstliche Verdickungsmittel erhöhen Risiko)
Sie können natürliche Aromen bedenkenlos nutzen bei:
- Bioprodukten mit EU-Siegel (strengere Grenzwerte für Rückstände)
- Einfachen Zutatenlisten (weniger als 5 Zutaten insgesamt)
- Lokalen Herstellern mit nachvollziehbaren Rohstoffquellen
Die 3 größten Mythen über natürliche Aromen – aufgeklärt
Viele Verbraucher fallen auf diese Fehlvorstellungen herein:
Mythos 1: "Natürlich" bedeutet gesünder
Fakt: Natürliche Aromen können genauso viele Kalorien enthalten wie künstliche. Ein natürliches Vanillearoma in Eiscreme liefert keinen Nährwert – es dient nur dem Geschmack.
Mythos 2: Sie enthalten keine Chemikalien
Fakt: Alle Aromen bestehen aus chemischen Verbindungen. Selbst frische Zitronen enthalten Limonen – eine chemische Substanz. Der Unterschied liegt in der Herkunft, nicht in der chemischen Natur.
Mythos 3: Sie sind immer pflanzlich
Fakt: Bis zu 12 % der natürlichen Aromen enthalten tierische Bestandteile (z.B. Castoreum aus Biberdrüsen für Vanillegeschmack). Vegan-Kennzeichnung ist hier entscheidend.
Ihre praktische Handlungsempfehlung
Wenn Sie natürliche Aromen bewusst einsetzen möchten:
- Wählen Sie Bio-Produkte mit EU-Siegel – sie haben strengere Grenzwerte für Lösungsmittelrückstände
- Prüfen Sie die Zutatenposition – steht das Aroma vorne in der Liste, enthält das Produkt mehr als 2 % Aromaanteil
- Nutzen Sie Apps wie CodeCheck zur schnellen Analyse von Inhaltsstoffen per Barcode-Scan
- Bei Zweifeln kontaktieren Sie den Hersteller – seriöse Firmen nennen auf Nachfrage die Trägersubstanzen








Zhejiang Polizei Online, 33010002000092
浙B2-20120091-4