Warum viele Köche Allspice falsch verstehen
Der Name "Allspice" (deutsch: Allgewürz) führt in die Irre: 78% der Hobbyköche denken, es handele sich um eine Gewürzmischung. Diese Fehlvorstellung entsteht, weil das Aroma tatsächlich an eine Kombination aus Zimt, Nelken und Muskatnuss erinnert. Doch echtes Allspice ist ein einzelnes Naturprodukt – kein künstlich zusammengestelltes Gewürz. Wer versucht, es durch eine Mischung dieser drei Gewürze zu ersetzen, verpasst das komplexe, blumige Unteraroma, das nur die echten Pimentbeeren liefern.
Die Wissenschaft hinter dem Aroma
Chemische Analysen zeigen, dass das charakteristische Aroma von Allspice auf drei Hauptkomponenten beruht:
| Aromakomponente | Anteil im Allspice | Entspricht etwa |
|---|---|---|
| Eugenol | 60-75% | Nelkenaroma |
| Cineol | 10-15% | Frische Note wie in Rosmarin |
| Caryophyllen | 8-12% | Würzige Note wie in Muskatnuss |
Diese natürliche Zusammensetzung entsteht durch die spezifischen Wachstumsbedingungen des Pimentabaums in tropischen Regionen – besonders auf Jamaika, wo die beste Qualität wächst. Die Bäume benötigen 7-10 Jahre, bis sie erste Früchte tragen, was die Produktion kostspielig macht.
Wann Allspice wirklich glänzt – und wann es fehl am Platz ist
Perfekte Einsätze für Allspice
- Jamaikanisches Jerk-Hühnchen: Unverzichtbar für authentisches Aroma (2-3 gemahlene Beeren pro Hähnchen)
- Wildragouts: Harmoniert mit dunklen Soßen wie Rotweinjus (1/2 TL pro 500g Fleisch)
- Fruchtchutneys: Verstärkt die Süße von Äpfeln oder Birnen (1 TL pro Glas)
- Spekulatius: Gibt dem traditionellen Gewürz einen komplexeren Kick (1/4 TL pro 500g Mehl)
Kritische Situationen: Wann Allspice schaden kann
- Helle Soßen: In Béchamel oder weißen Saucen verfärbt es die Soße grau und überlagert zarte Aromen
- Fischgerichte: Bei zarten Fischen wie Seebarsch erzeugt es einen unangenehmen metallischen Nachgeschmack
- Milchbasierter Backwaren: In Käsekuchen oder Quarktorte reagiert es mit Milchsäure und wird bitter
- Langsam gegarte Gerichte: Bei über 3 Stunden Garzeit wird das Aroma dominant und unangenehm scharf
Qualitätscheck: So erkennen Sie echtes Allspice
Nicht alle Produkte im Regal sind gleichwertig. Diese Merkmale trennen Profi-Qualität von Billigware:
- Optik: Hochwertige Beeren sind gleichmäßig dunkelbraun (nicht schwarz), 4-6mm groß und frei von Staub. Graue oder bröckelige Beeren weisen auf Feuchtigkeitsschäden hin.
- Duftprobe: Frische Beeren duften intensiv nach warmen Gewürzen mit einer blumigen Note. Fehlt diese Nuance, ist das Produkt zu alt.
- Markttrick erkennen: Achten Sie auf die Herkunftsangabe "Jamaica Pimento" – nur auf Jamaika gewachsene Beeren tragen offiziell diesen Namen. Produkte aus Mexiko oder Mittelamerika haben oft ein schwächeres Aroma.
Ihre praxistaugliche Entscheidungshilfe
Für den Alltag gilt diese einfache Regel:
"Verwenden Sie ganze Allspice-Beeren für langsam gegarte Gerichte (Suppen, Ragouts) und frisch gemahlenes Piment für schnelle Gerichte (Marinaden, Backwaren). Niemals vorgemahlene Ware kaufen – das Aroma verflüchtigt sich innerhalb von 3 Monaten um 60%."
Bei Rezepten mit Milchprodukten: Fügen Sie Allspice erst nach dem Kochvorgang hinzu, um Bitterkeit zu vermeiden. Für pikante Gerichte immer mit der Hälfte der angegebenen Menge beginnen – das Aroma verstärkt sich beim Stehen.
Häufige Irrtümer im Check
- Irrtum 1: "Allspice ist dasselbe wie 'Piment' in französischen Rezepten" – Falsch! In Frankreich bezeichnet "Piment" oft schwarzen Pfeffer.
- Irrtum 2: "Gemahlener Allspice hält sich genauso lange wie ganze Beeren" – Falsch! Gemahlene Ware verliert 50% ihres Aromas innerhalb von 6 Monaten.
- Irrtum 3: "Man kann Allspice problemlos durch eine 1:1:1-Mischung aus Zimt, Nelke und Muskat ersetzen" – Falsch! Das Ersatzgemisch fehlt das charakteristische Eugenol-Aroma.








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