Warum Soffrito kein Produkt, sondern eine Technik ist
Viele Hobbyköche suchen vergeblich nach "Soffrito Sauce" im Supermarkt – dabei ist der Fehler schon im Begriff versteckt. Soffrito (italienisch) oder Sofrito (spanisch) bezeichnet keine fertige Soße, sondern den kulinarischen Prozess, bei dem Gemüse bei niedriger Hitze in Olivenöl geschmort wird. Dieser Schritt ist so fundamental, dass er in Italien "il soffritto" genannt wird – die unsichtbare Basis, die Ragù, Minestrone oder Risotto erst zum Geschmackserlebnis macht.
Die Verwirrung entsteht durch Marketingbegriffe: Einige Hersteller verkaufen heute fertige Soffrito-Pasten, die jedoch oft Konservierungsstoffe enthalten und dem frischen Geschmack nicht gerecht werden. Authentisches Soffrito wird immer frisch zubereitet – in unter 15 Minuten, mit Zutaten aus Ihrem Gemüsefach.
Die kulturellen Unterschiede im Fakten-Check
| Region | Klassische Zutaten | Kochtechnik | Typische Anwendung |
|---|---|---|---|
| Italien | Zwiebeln (50%), Karotten (25%), Sellerie (25%) | Langsam in Olivenöl bei schwacher Hitze ("dorfen", nicht braten) | Ragù alla Bolognese, Suppen, Eintöpfe |
| Spanien | Tomaten (gehackt), Zwiebeln, Knoblauch, Paprika | Schnelleres Anbraten mit Olivenöl ("sofreír" = schmoren) | Paella, Fideuà, Bohneneintöpfe |
| Südfrankreich | Mirepoix (Sellerie, Karotte, Lauch) | Ohne Tomaten, oft mit Kräutern | Fischsuppen, Ratatouille |
Quelle: Italienische Kochschule "Accademia Italiana della Cucina" (2023), Spanische Akademie der Gastronomie
Wann Soffrito unverzichtbar – und wann es stört
Soffrito ist kein Allheilmittel. Seine Verwendung hängt vom Gericht ab:
Immer verwenden bei:
- Fleischragùs (z.B. Bolognese): Das Soffrito bindet Fett und entwickelt komplexe Röstaromen
- Bohnensuppen (z.B. Spanische Cocido): Tomatenbasiertes Sofrito gibt Säure und Tiefe
- Reisgerichten (z.B. Risotto): Sellerie im Soffrito verstärkt die nussige Note
Vermeiden bei:
- Hellen Fischgerichten: Sellerie/Karotte dominieren den feinen Fischgeschmack
- Vegetarischen Pastagerichten mit frischen Tomaten: Fertiges Soffrito macht Tomatenaromen stumpf
- Kurzgekochten Gemüsesuppen: Rohes Gemüse im Soffrito überlagert frische Aromen
Perfektes Soffrito: Drei Profi-Tipps
- Gemüseverhältnis beachten: Italienische Köche nutzen das 50:25:25-Prinzip (Zwiebeln:Karotten:Sellerie). Zu viel Karotte macht süßlich, zu viel Sellerie bitter.
- Hitze kontrollieren: Ideal sind 120-140°C – das Gemüse soll "schwitzen", nicht braten. Bei höherer Temperatur entstehen Bitterstoffe.
- Flüssigkeit dosieren: Nach 8-10 Minuten mit 2 EL Tomatenmark (Italien) oder frischen Tomaten (Spanien) ablöschen, um Röstaromen zu fixieren.
Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
- Fehler 1: Zu grob geschnitten – Gemüse muss fein gewürfelt sein (max. 3 mm), sonst gart es ungleichmäßig. Tipp: Nutzen Sie eine Mandoline für gleichmäßige Stücke.
- Fehler 2: Zu schnelles Anbraten – Bei hoher Hitze verbrennt Knoblauch in Sekunden. Immer erst Zwiebeln anschwitzen, Knoblauch erst in der letzten Minute zugeben.
- Fehler 3: Fertigprodukte als Ersatz – Kauf-Soffritos enthalten oft Glutamat und Zucker. Prüfen Sie das Etikett: Echte Qualität hat maximal 5 Zutaten (Gemüse, Öl, Salz, Kräuter).
Lagerung: So bleibt Soffrito frisch
Selbstgemachtes Soffrito hält sich:
- Im Kühlschrank: 5-7 Tage in luftdichtem Glas, komplett mit Olivenöl bedeckt
- Eingefroren: Bis zu 3 Monate in Eiswürfelform – portionsweise auftauen
- Nie bei Raumtemperatur lagern: Das Gemüse beginnt zu gären und wird ungenießbar








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