Süßkartoffel vs. Yamswurzel: Der entscheidende Unterschied

Nein, Süßkartoffeln und Yamswurzeln sind botanisch völlig unterschiedliche Pflanzen! Süßkartoffeln (Ipomoea batatas) gehören zur Familie der Windengewächse, während echte Yamswurzeln (Dioscorea) zur Gattung der Dioscoreaceae zählen. In den USA werden orange Süßkartoffeln fälschlicherweise oft als „Yams“ bezeichnet, was zur globalen Verwirrung beiträgt. Echte Yamswurzeln haben eine raue, braune Schale und weißes/gelbes Fleisch, sind in Europa selten und schmecken neutral-stärkehaltig.

Warum diese Verwirrung überhaupt entsteht

Stellen Sie sich vor: Sie stehen im Supermarkt vor zwei Schildern – „Süßkartoffel“ und „Yamswurzel“ – doch die Knollen sehen fast identisch aus. Dieses Dilemma erleben Millionen Deutscher, besonders seit internationale Rezepte wie „Roasted Yams“ in Kochblogs auftauchen. Der Kern des Problems: In den USA wurden ab den 1930er-Jahren orange Süßkartoffeln als „Genuine Yams“ vermarktet, um sie von weißen Sorten abzugrenzen. Diese falsche Bezeichnung hat sich global verbreitet, obwohl Botaniker die Pflanzen seit 200+ Jahren klar unterscheiden.

Botanische Unterschiede auf einen Blick

Kriterium	Süßkartoffel	Echte Yamswurzel
Wissenschaftlicher Name	Ipomoea batatas	Dioscorea spp.
Herkunftsregion	Zentralamerika	Westafrika/Asien
Schale	Dünn, glatt, rötlich-braun	Rau, korkartig, dunkelbraun
Fleischfarbe	Orange (meist), weiß, lila	Weiß, gelb oder lila
Geschmack	Süß, erdig	Neutral, stärkehaltig
Vitamin-A-Gehalt	Sehr hoch (400% Tagesbedarf/100g)	Gering

Wann Sie welche Knolle wirklich brauchen

Die Entscheidung hängt vom Rezept ab – und hier liegen die häufigsten Fehlerquellen:

Für Backrezepte & Süßspeisen

Immer Süßkartoffel wählen, besonders bei Kuchen oder Püree. Ihr natürlicher Zuckeranteil (15-20%) sorgt für Karamellisierung. Yamswurzeln bleiben bei Backtemperaturen >180°C mehlig und trocken.

Vermeiden Sie Yamswurzeln bei veganen Brownies – ihr niedriger Zuckergehalt verhindert die typische Konsistenz.

Für traditionelle afrikanische/asiatische Gerichte

Nur echte Yamswurzeln verwenden bei Gerichten wie dem nigerianischen „Pounded Yam“ oder japanischem „Nagaimo“. Süßkartoffeln zerfallen beim Stampfen, da Yamswurzeln 25% mehr Stärke enthalten.

Tipp für Bio-Läden: Fragen Sie nach „Dioscorea alata“ – das ist die häufigste essbare Yam-Sorte in Europa.

Qualitätsfallen im Supermarkt

In deutschen Regalen werden fast ausschließlich Süßkartoffeln als „Yams“ verkauft. Achten Sie auf diese Merkmale:

• Schalenstruktur: Yamswurzeln haben eine korkartige, schwer zu schälende Schale mit „Augen“ wie Kartoffeln
• Lagerung: Echte Yamswurzeln verderben bei <13°C – wenn sie im Kühlregal liegen, ist es definitiv eine Süßkartoffel
• Preisschild: Ab 4,99€/kg deutet auf echte Yamswurzeln hin (Süßkartoffeln kosten meist 2,99–3,99€)

Typische Schalenunterschiede: Yamswurzeln (links) haben eine raue, korkartige Oberfläche, Süßkartoffeln (rechts) eine glatte Schale

Die 3 größten Missverständnisse

1. „Yams sind nur eine dunklere Süßkartoffel-Sorte“ – Falsch! Yamswurzeln gehören zu einer anderen Pflanzenfamilie mit völlig anderer Stärkestruktur.
2. „Yamswurzeln sind kalorienärmer“ – Beide haben ähnliche Werte (86kcal/100g), aber Yamswurzeln enthalten 30% mehr komplexe Kohlenhydrate.
3. „Man kann sie 1:1 austauschen“ – Nur bei Suppen möglich. Für Ofengerichte scheitert der Austausch an den unterschiedlichen Wasserbindungs-Eigenschaften.

Nährwertunterschiede pro 100g: Süßkartoffeln liefern 14.000 IU Vitamin A, Yamswurzeln nur 80 IU

Ihre praktische Entscheidungshilfe

Für 95% der deutschen Haushalte reicht diese Faustregel:

1. Rezept aus USA? → Fast immer Süßkartoffel verwenden

2. Rezept aus Afrika/Asien? → Yamswurzel suchen (in Asialäden oder Bio-Märkten)

3. Keine Yamswurzel erhältlich? → Süßkartoffel + 1 EL Maisstärke pro 200g verwenden, um die Konsistenz anzupassen

Typische Anwendungen: Yamswurzeln für asiatische Rohgerichte, Süßkartoffeln für Ofenrezepte

Kann ich Süßkartoffeln als Ersatz für Yamswurzeln verwenden?

Ja, aber nur mit Anpassungen: Fügen Sie bei Ofengerichten 1 EL Maisstärke pro 200g Süßkartoffel hinzu, um die höhere Feuchtigkeit auszugleichen. Für Rohgerichte wie japanisches Nagaimo funktioniert der Austausch nicht, da Yamswurzeln eine einzigartige schleimbildende Eigenschaft haben.

Sind Yamswurzeln gesünder als Süßkartoffeln?

Beide haben Vorzüge: Süßkartoffeln liefern 400% des täglichen Vitamin-A-Bedarfs, während Yamswurzeln 30% mehr Kalium und komplexe Kohlenhydrate enthalten. Für Diabetiker sind Yamswurzeln vorteilhafter (glykämischer Index 55 vs. 70 bei Süßkartoffeln), Vitamin-A-Mangelnde sollten Süßkartoffeln bevorzugen.

Wie lagere ich beide Knollen richtig?

Süßkartoffeln: Dunkel bei 13-18°C (nie im Kühlschrank!), halten 3-4 Wochen. Yamswurzeln: Bei Raumtemperatur an einem trockenen Ort lagern, verderben bei Kälte. Beide vermeiden Kontakt mit Zitrusfrüchten, deren Äthylengas die Keimbildung beschleunigt.

Warum werden Süßkartoffeln in den USA als „Yams“ verkauft?

Seit den 1930er-Jahren unterschieden US-Züchter orange Süßkartoffeln (ursprünglich „soft varieties“) von weißen Sorten durch die Bezeichnung „Yams“. Die USDA erlaubte 1953 diese irreführende Praxis, um afroamerikanische Konsumenten anzusprechen, deren Vorfahren echte Yamswurzeln aus Westafrika kannten. Diese Marketingstrategie hat sich global verbreitet.

Wo finde ich echte Yamswurzeln in Deutschland?

In afrikanischen Lebensmittelgeschäften (besonders in Großstädten), Bio-Märkten wie Alnatura oder Denns, und saisonal bei Rewe Bio ab Oktober. Achten Sie auf die lateinische Bezeichnung „Dioscorea alata“ oder „Dioscorea rotundata“. Im Winter sind sie selten erhältlich – dann sind Süßkartoffeln die praktische Alternative.