Haben Sie jemals einen Bissen eines Gerichts mit frischem Koriander (auch bekannt als Cilantro) probiert und wurden dabei von einem seifigen Geschmack überwältigt? Ihnen geht es nicht allein. Etwa 4–21 % der Weltbevölkerung erlebt dieses merkwürdige Phänomen, bei dem Koriander deutlich seifig schmeckt. Dies ist kein Problem minderwertiger Kräuter oder kontaminierter Produkte – es liegt in der menschlichen Genetik und der sensorischen Wahrnehmung begründet.
Die genetische Grundlage der seifigen Korianderwahrnehmung
Forschungsergebnisse, veröffentlicht im Fachjournal Chemical Senses, identifizierten eine spezifische genetische Variation nahe dem Geruchsrezeptor-Gen OR6A2, die stark mit der seifigen Geschmackswahrnehmung von Koriander korreliert. Dieses Gen hilft uns, Aldehyde – organische Verbindungen, die sowohl in Seife als auch in Koriander vorkommen – wahrzunehmen.
Koriander enthält mehrere Aldehydverbindungen, die ihm sein charakteristisches Aroma verleihen. Bei den meisten Menschen wirken diese Aldehyde frisch, zitrusartig und kräuterhaft. Personen mit bestimmten genetischen Varianten nehmen dieselben Verbindungen jedoch anders wahr und empfinden sie als unangenehm seifig.
| Bevölkerungsgruppe | Anteil, der seifigen Geschmack angibt | Genetische Veranlagung |
|---|---|---|
| ostasiatische Bevölkerungen | 21 % | Höchste Prävalenz |
| europäische Bevölkerungen | 17 % | Moderate Prävalenz |
| südasiatische Bevölkerungen | 7 % | Niedrigere Prävalenz |
| lateinamerikanische Bevölkerungen | 4 % | Niedrigste Prävalenz |
Warum erleben nicht alle Menschen dies?
Die unterschiedliche Wahrnehmung des Koriandergeschmacks zeigt, wie stark die Genetik unsere Sinneserfahrungen prägt. Personen mit der spezifischen OR6A2-Variante besitzen Geruchsrezeptoren, die stärker an die Aldehyde in Koriander binden und so die seifige Wahrnehmung auslösen. Dies ist ein perfektes Beispiel dafür, wie unsere DNA alltägliche Erfahrungen mit Nahrung beeinflusst.
Interessanterweise kann wiederholte Exposition dazu beitragen, diese Abneigung zu überwinden. Viele Menschen, die Koriander zunächst nicht mögen, lernen im Laufe der Zeit, ihn zu genießen – was darauf hindeutet, dass unsere Geschmackswahrnehmung zwar genetisch beeinflusst, aber nicht vollständig festgelegt ist.
Wenn ein seifiger Geschmack auf etwas Ernsthafteres hinweist
Während genetische Faktoren erklären, warum Koriander für manche Menschen gezielt seifig schmeckt, könnte ein anhaltender seifiger oder metallischer Geschmack, der nicht mit dem Verzehr von Koriander zusammenhängt, auf zugrundeliegende Gesundheitsprobleme hinweisen. Diese Störung, Dysgeusie genannt, betrifft eine verzerrte Geschmackswahrnehmung und kann verursacht werden durch:
- Zink- oder Vitamin-B12-Mangel
- Bestimmte Medikamente (Antibiotika, Blutdruckmittel)
- Trockenmund
- Zahnprobleme oder orale Infektionen
- Neurologische Erkrankungen, die Geschmacksbahnen betreffen
- Infektionen der oberen Atemwege
Wenn Sie einen anhaltenden seifigen Geschmack verspüren, der nicht nur beim Essen von Koriander auftritt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um ernsthafte medizinische Ursachen auszuschließen. Im Gegensatz zum genetischen Koriander-Seifenphänomen betrifft die medizinisch bedingte Dysgeusie oft die Wahrnehmung mehrerer Lebensmittel.
Umgang mit Koriander-Geschmacksempfindlichkeit
Für Personen, die genetisch dazu neigen, Koriander als seifig wahrzunehmen, gibt es verschiedene Ansätze zur Linderung:
- Kochmethoden: Durch Erhitzen wird ein Teil der Aldehyde abgebaut, wodurch die seifige Wahrnehmung reduziert wird
- Verarbeitungstechniken: Das Vermengen von Koriander mit Fetten (z. B. in Chutneys oder Pesto) kann die störenden Verbindungen maskieren
- Schrittweise Gewöhnung: Kleine, wiederholte Expositionen können im Laufe der Zeit helfen, die Geschmackswahrnehmung neu zu trainieren
- Alternativen: Als Ersatz für frischen Koriander eignen sich Petersilie, Basilikum oder Echte Tabakminze (ein verwandtes, aber anderes Kraut)
Das Verständnis der Wissenschaft der Geschmackswahrnehmung
Die Geschmackswahrnehmung basiert auf komplexen Interaktionen zwischen Geschmacksknospen, Geruchsrezeptoren und der Gehirnverarbeitung. Was wir als „Geschmack“ erleben, ist eigentlich eine Kombination aus:
- Gustation (Grundgeschmäcker: süß, sauer, salzig, bitter, umami)
- Olfaktion (Geruch, der maßgeblich zur Geschmackswahrnehmung beiträgt)
- Trigeminale Sensationen (Textur, Temperatur, Schärfe)
Das Koriander-Seifenphänomen betrifft vor allem die olfaktorische Verarbeitung, nicht den grundlegenden Geschmackssinn. Daher empfinden Personen mit der genetischen Variante nicht zwangsläufig alle bitteren Speisen als unangenehm – sie nehmen lediglich bestimmte aromatische Verbindungen im Koriander als seifig wahr.
Genetische Tests und personalisierte Ernährung
Durch Fortschritte bei genetischen Tests können Personen heute herausfinden, ob sie die OR6A2-Variante tragen, die mit der seifigen Korianderwahrnehmung assoziiert ist. Unternehmen, die kommerzielle Gentests anbieten, schließen diese Information oft in ihre Berichte zu Esspräferenzen ein.
Dies markiert einen wachsenden Bereich der personalisierten Ernährung, bei dem das Verständnis des eigenen genetischen Profils helfen kann, Essvorlieben und -abneigungen zu erklären. Mit fortschreitender Forschung könnten gezieltere Ansätze entwickelt werden, um Menschen dabei zu helfen, Lebensmittel zu genießen, die ihnen aufgrund genetischer Faktoren derzeit ungenießbar erscheinen.








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