Warum Millionen Zimt als Nahrungsergänzung nutzen – und warum die Realität komplexer ist
Sie haben sicher schon von den "wundersamen" Blutzucker-senkenden Eigenschaften von Zimt gehört. Vielleicht kämpfen Sie selbst mit leicht erhöhten Werten oder kennen jemanden mit Typ-2-Diabetes. Die Verlockung ist groß: Ein natürliches Gewürz aus der Küche soll helfen, ohne Nebenwirkungen von Medikamenten. Doch die wissenschaftliche Realität ist nuancenreicher – und die falsche Zimtart kann sogar gefährlich werden.
Die Wissenschaft hinter Zimt: Was wirklich wirkt
Studien zeigen, dass Zimt tatsächlich die Insulinempfindlichkeit verbessern und den Nüchternblutzucker senken kann – allerdings nur bei Typ-2-Diabetes und mit klaren Grenzen. Die Wirkung ist moderat (Reduktion um 10-29 mg/dl) und setzt erst nach 4-8 Wochen ein. Wichtig: Zimt ersetzt keinesfalls Diabetesmedikamente, sondern kann höchstens eine ergänzende Maßnahme sein.
Der Wirkmechanismus liegt in den sekundären Pflanzenstoffen, besonders den Polyphenolen. Diese hemmen Enzyme, die Zucker im Darm aufspalten, und aktivieren Insulinrezeptoren. Doch nicht alle Zimtsorten sind gleich – hier liegt die größte Gefahr für Verbraucher.
| Eigenschaft | Ceylon-Zimt („echter Zimt“) | Cassia-Zimt („Markt-Zimt“) |
|---|---|---|
| Kumarsäure-Gehalt | 0,004-0,1% (gering) | 1-13% (hoch) |
| Sichere Tagesdosis | 6g (langfristig) | 0,5-2g (max. 6 Monate) |
| Typische Verwendung | Nahrungsergänzungsmittel | Gewürz im Handel (80-90% des Marktes) |
| Erkennungsmerkmal | Mehrlagig, brüchig, süßlicher Geruch | Einschichtig, hart, scharfer Geruch |
90% des im Handel erhältlichen Zimts ist Cassia-Zimt – der aber aufgrund seines hohen Kumarsäure-Gehalts bei längerer Einnahme lebertoxisch wirken kann. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt eine maximale Tagesdosis von 0,1 mg Kumarsäure pro kg Körpergewicht.
Wann Zimt als Nahrungsergänzung sinnvoll ist – und wann nicht
Nicht jede Situation erfordert Zimt als Supplement. Die folgende Tabelle hilft bei der Entscheidung:
| Situation | Zimt empfehlenswert? | Alternative/Anpassung |
|---|---|---|
| Prädiabetes (leicht erhöhter Blutzucker) | ✓ Ja (Ceylon, 1-2g/Tag) | Kombination mit Bewegung & Ernährungsumstellung |
| Typ-2-Diabetes unter Medikamenten | △ Mit Arztabsprache (Ceylon) | Keine eigenständige Therapie, Medikamente nicht reduzieren |
| Lebererkrankung (z.B. Fettleber) | ✗ Nein | Andere blutzuckersenkende Nahrungsergänzungen prüfen |
| Schwangerschaft | ✗ Nein | Nur als Gewürz in normalen Mengen verwenden |
| Gesunde Person zur Prävention | △ Kurzfristig (max. 3 Monate) | Besser durch Zimt im Essen aufnehmen (1-2 Sticks/Woche) |
So erkennen Sie hochwertige Zimt-Präparate – und vermeiden teure Fehler
Der Markt für Zimt-Nahrungsergänzung ist voller Fallen. Diese 3 Merkmale garantieren Qualität:
- Ceylon-Zimt-Extrakt: Auf der Verpackung muss "Cinnamomum verum" oder "Ceylon-Zimt" stehen. "Cassia" oder nur "Zimt" bedeutet meist riskanten Cassia-Zimt.
- Kumarsäuregehalt: Seriöse Hersteller geben den Kumarsäuregehalt an (sollte unter 0,1% liegen). Fehlt diese Angabe, Finger weg.
- Drittlabortests: Suchen Sie das Prüfsiegel von unabhängigen Laboren wie Öko-Test oder Stiftung Warentest.
Vorsicht bei Produkten mit unrealistischen Versprechen wie "senkt Blutzucker um 50%" oder "ersetzt Insulin" – das sind klare Verstöße gegen das Heilmittelwerbegesetz und ein Indikator für unseriöse Hersteller.
Ihre sichere Anwendungsanleitung für Zimt-Supplements
Für die meisten gesunden Erwachsenen gilt:
- Dosierung: 1-2g Ceylon-Zimt-Pulver oder 1-2 Kapseln (à 500mg) täglich, verteilt auf die Mahlzeiten
- Dauer: Maximal 6 Monate kontinuierliche Einnahme, danach 2-monatige Pause
- Einnahmezeit: Vor den Mahlzeiten (verbessert die Wirkung auf den Blutzucker)
- Kombination: Mit etwas Fett (z.B. Joghurt) einnehmen – erhöht die Bioverfügbarkeit
Bei Typ-2-Diabetes messen Sie regelmäßig Ihren HbA1c-Wert (alle 3 Monate), um den Effekt zu kontrollieren. Ein Rückgang um 0,5% gilt als signifikant.
Die 3 größten Mythen über Zimt als Supplement – endlich aufgeklärt
Mythos 1: "Zimt senkt den Blutzucker so gut wie Metformin"
Falsch. Metformin senkt den HbA1c um 1-2%, Zimt lediglich um 0,2-0,5%. Die Wirkung ist vergleichbar mit moderater Bewegung – hilfreich, aber kein Ersatz für Medikamente.
Mythos 2: "Bio-Zimt ist immer sicher"
Irrtum. Bio-Zertifizierung garantiert nur den Anbau ohne Pestizide, nicht die Zimtart. Bio-Cassia-Zimt enthält trotzdem hohe Kumarsäuremengen.
Mythos 3: "Zimt hilft bei Gewichtsverlust"
Keine belastbaren Studien belegen dies. Eventuelle Effekte wären indirekt durch verbesserten Blutzucker – und selbst hier fehlen signifikante Daten.








Zhejiang Polizei Online, 33010002000092
浙B2-20120091-4