Cilantro Gewürz: Warum es das nicht gibt und was Sie nutzen sollten

Cilantro Gewürz: Warum es das nicht gibt und was Sie nutzen sollten
Cilantro ist kein Gewürz, sondern die frischen Blätter der Korianderpflanze. Was oft als 'Cilantro Spice' gesucht wird, ist in Wirklichkeit getrockneter Koriander (Koriandersamen). Frische Korianderblätter verlieren beim Trocknen ihr charakteristisches Aroma und werden bitter – es gibt kein marktfähiges getrocknetes Cilantro. Für authentische mexikanische Salsas oder asiatische Currys nutzen Sie stets frische Blätter, während Koriandersamen ideal für lange köchelnde Gerichte wie Eintöpfe sind.

Warum die Suche nach 'Cilantro Spice' in die Irre führt

Wenn Sie nach 'Cilantro Spice' suchen, stehen Sie vor einem typischen Sprachirrtum. In der deutschsprachigen Küche existiert der Begriff 'Cilantro' nicht – er stammt aus dem Englischen und bezeichnet ausschließlich die frischen Blätter der Korianderpflanze (Coriandrum sativum). Gewürze sind definitionsgemäß getrocknete Pflanzenteile wie Samen, Wurzeln oder Rinde. Korianderblätter gehören zur Kategorie 'Kraut' (frische Kräuter), nicht zu den Gewürzen. Dieser Unterschied ist entscheidend: Wer nach 'Cilantro Spice' sucht, kauft oft fälschlich Koriandersamen und wundert sich über den fehlenden frischen Geschmack in seiner Guacamole.

Die entscheidende Trennung: Blätter vs. Samen

Die Verwirrung entsteht, weil dieselbe Pflanze zwei völlig unterschiedliche Geschmacksträger liefert. Im Gegensatz zu Mythen wie 'getrocknetem Cilantro' gibt es klare botanische und kulinarische Grenzen:

Kriterium Frische Korianderblätter ("Cilantro") Koriandersamen (Gewürz)
Aromaprofil Zitrusfrisch, grasig, leicht pfeffrig Warm, würzig, zitrusbetont mit holzigen Noten
Verwendung Nur roh oder am Ende des Kochvorgangs Geeignet für lange Kochprozesse (Eintöpfe, Currys)
Lagerfähigkeit Max. 1 Woche im Kühlschrank 12+ Monate trocken gelagert
Kulinarische Heimat Mexikanische, südostasiatische Küche Indische, nordafrikanische Küche
Chemische Basis Aldehyde (verflüchtigen sich beim Erhitzen) Linalool (hitzebeständig)
Traditioneller Gewürzmarkt mit Korianderblättern und -samen im Vergleich
Abb. 1: Auf traditionellen Märkten werden frische Korianderblätter stets separat von Samen wie Koriander oder Kreuzkümmel verkauft – ein Hinweis auf ihre unterschiedliche Verwendung.

Wann Sie Korianderblätter unbedingt verwenden sollten (und wann nicht)

Die Wahl zwischen Blättern und Samen ist kein Geschmacksempfinden, sondern eine chemische Notwendigkeit. Hier die klaren Einsatzgrenzen:

Must-Use-Szenarien für frische Blätter

  • Mexikanische Salsas und Guacamole: Das Aldehyd-Decenal gibt den typischen 'frischen' Geschmack. Erhitzen Sie die Blätter, entsteht ein seifiger Beigeschmack.
  • Thailändische Som Tum (Papaya-Salat): Erst durch rohe Blätter entfaltet sich das komplexe Aroma mit Limetten und Fischsauce.
  • Indische Chutneys: Kombiniert mit Joghurt neutralisiert das Kraut die Schärfe von Chilis.

Klare No-Go-Situationen

  • Lange köchelnde Gerichte (>15 Minuten): Die hitzeempfindlichen Aldehyde zerfallen ab 60°C – übrig bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
  • Backwaren oder Marinaden mit Säure: Zitronensaft oder Essig beschleunigt die Oxidation der Blätter, sie verfärben sich braun und verlieren Aroma.
  • Als Ersatz für Petersilie in Suppen: Korianderblätter zerfallen schneller als Petersilie und machen die Suppe trüb.
Visueller Vergleich: Frische Korianderblätter vs. Koriandersamen in Gewürzdosen
Abb. 2: Frische Blätter (links) haben eine zarte, hellgrüne Farbe und zerfallen leicht. Koriandersamen (rechts) sind rund, braun und hitzebeständig – kein Austausch möglich.

So erkennen Sie hochwertige Korianderblätter (und vermeiden Markttricks)

Im Gegensatz zu Gewürzen, die jahrelang haltbar sind, hängt der Geschmack von Korianderblättern von der Frische ab. Achten Sie auf diese Merkmale:

  • Farbe: Leuchtendes Grün ohne gelbe oder braune Flecken. Dunkelgrüne Blätter sind reifer und aromatischer als hellgrüne.
  • Konsistenz: Feste, knackige Stiele. Weiche Stiele deuten auf beginnende Fäulnis hin.
  • Duft: Intensiv zitrusartig beim Reiben zwischen den Fingern. Fehlt der Duft, sind die Aldehyde bereits zerfallen.

Vorsicht vor verpacktem 'Cilantro Spice' in Discountern: Dies sind meist Koriandersamen mit irreführender Etikettierung. Echtes getrocknetes Korianderkraut existiert nicht kommerziell, da es nach dem Trocknen geschmacksneutral wird. Ein Test: Reiben Sie vermeintliches 'getrocknetes Cilantro' – bei echten Samen entsteht ein warmes Aroma, bei Blättern nur Staub.

Ihre praktische Entscheidungshilfe

Bevor Sie Koriander kaufen, fragen Sie sich:

  1. Wird das Gericht roh serviert oder kurz erhitzt? → Ja = Frische Blätter; Nein = Koriandersamen
  2. Braucht das Gericht einen zitrusfrischen Kick oder eine tiefe Würze? → Zitrus = Blätter; Tiefe Würze = Samen
  3. Liegt die Küche in Lateinamerika oder Südostasien? → Ja = Blätter; Indien/Nordafrika = Samen

Bei Unsicherheit: Probieren Sie beide Varianten in separaten Portionen. In einem Tomaten-Curry zeigten Tests, dass Blätter am Ende des Kochvorgangs die Frische bewahrten, während Samen im Ansatz die Grundwürze bildeten.

Häufige Irrtümer – endgültig aufgeklärt

  • 'Getrocknetes Cilantro gibt es als Gewürz' → Falsch. Trocknung zerstört die Aldehyde. Was als 'Cilantro Powder' verkauft wird, sind meist Koriandersamen mit Zusätzen.
  • 'Korianderblätter und Petersilie sind austauschbar' → Nur bedingt. Petersilie hat ein neutrales Aroma, Koriander dominiert Gerichte. In deutschen Suppen funktioniert der Austausch, in mexikanischen Gerichten nicht.
  • 'Der seifige Geschmack kommt von schlechter Qualität' → Genetisch bedingt. 20% der Bevölkerung haben einen Genpolymorphismus (OR6A2), der Koriander als seifig wahrnimmt – unabhängig von der Frische.

Lagerung: So bleibt der Geschmack erhalten

Frische Korianderblätter sind empfindlich, aber mit diesen Methoden halten sie bis zu 10 Tage:

  • Im Kühlschrank: Stiele in Wasser stellen (wie Blumen), mit Plastikfolie abdecken. Wasser täglich wechseln.
  • Einfrieren: Blätter fein hacken, mit Olivenöl in Eiswürfelschalen einfrieren. Direkt in Suppen oder Eiern verwenden.
  • Nie: In Plastiktüten lagern (feuchtigkeitsbedingte Fäulnis) oder gewaschen aufbewahren (beschleunigt Oxidation).
Korianderblätter in Wasser im Kühlschrank gelagert
Abb. 3: Die Wasserlagerung im Kühlschrank verlängert die Haltbarkeit durch kontinuierliche Feuchtigkeitszufuhr – der effektivste Profi-Trick.
Sarah Johnson

Sarah Johnson

Eine leidenschaftliche kulinarische Historikerin mit über 15 Jahren Erfahrung in der Erforschung von Gewürzhandelsrouten auf verschiedenen Kontinenten. Sarah bietet einzigartige Einblicke, wie Gewürze im Laufe der Geschichte Zivilisationen geprägt haben. Ihr fesselnder Erzählstil belebt alte Gewürztraditionen und verbindet moderne Kochbegeisterte mit dem reichen kulturellen Erbe hinter alltäglichen Zutaten. Ihre Expertise liegt in der Identifikation authentischer regionaler Gewürzvarianten, wobei sie sich weiterhin für den Erhalt traditionellen Wissens über Gewürze für zukünftige Generationen einsetzt.